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Mobbing durch Vorgesetzte: Meine Geschichte

So einige Chefs und Rädelsführer im Team agieren skrupellos. Viele Beschäftigte haben mindestens einmal in ihrem Arbeitsleben Mobbing durch Vorgesetzte erfahren. Meine Leserinnen und Leser wissen aus meinen Blogartikeln, dass ich den Begriff Mobbing nicht leichtfertig verwende. Für mich müssen ganz strenge Kriterien erfüllt werden, bevor ich von Mobbing spreche. Umso entschlossener ist aber meine Abwehr, wenn Mobbinghandlungen stattfinden und ausarten. Dies gilt sowohl beim Mobbing durch Kollegen als auch beim Mobbing durch Vorgesetzte. Niemand muss sich dem Mobbing beugen. Ganz gleich, ob man sich selbst in einer wirtschaftlich schwierigen Situation befindet und auf den Job angewiesen ist.

Art. 1 Grundgesetz
Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Die nachfolgende Geschichte hat sich im Jahr 2012 ereignet.

Mobbing durch Vorgesetzte: So fing es an

Im Jahr 2012 war ich bei einem global tätigen Sicherheitsunternehmen in München beschäftigt. Ich war seit ein paar Jahren bei einem renommierten Kunden in einer Notruf- und Serviceleitstelle eingesetzt. Wir waren ein gutes Team und hatten ein kollegiales Miteinander vor Ort, so dass ich an meinem Arbeitsplatz insgesamt sehr zufrieden war. Wir hatten als Team ein gutes Verhältnis zu unserem damaligen Bereichsleiter und seinem Stellvertreter.

Die Stelle als Schichtleiter und Disponent die ich innehatte, war eine der anspruchsvolleren im Sicherheitsdienst. Neben der Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit, war ein interner Lehrgang beim Kunden notwendig, um diese Stelle besetzen zu können. Weiter waren gute Englischkenntnisse sowie fundierte PC-Kenntnisse und Kenntnisse der Sicherheitstechnik erforderlich. Sowohl der Arbeitgeber als auch der Kunde investierten jedes Jahr Gelder in Lehrgänge und schulten uns.

Aufgrund des relativ hohen Spezialisierungsgrades meiner Tätigkeit, der Marktgröße des Arbeitgebers und des Kunden, machte ich mir wenig Gedanken über die Zukunft. Ich war mir sicher, dass ich an diesem Objekt noch einige Jahre verbringen werde.

Buchstäblich identifizierte ich mich mit meinem Arbeitgeber und dem Kunden bei dem ich eingesetzt war. Mir machte die Arbeit großen Spaß. Sowohl meine Kollegen als auch ich, engagierten uns über unsere vertraglichen Verpflichtungen hinaus. Der Krankenstand war verschwindend gering und es gab kaum Ausfälle in der Dienstplanung. Traten diese dennoch kurzfristig ein, so sprangen viele Kollegen freiwillig ein und ohne auf die Freiwilligkeit hinzuweisen.

Ende 2011 machte die kommende Ausschreibung die Runde. Es wurde viel geredet und tatsächlich verdichteten sich die Indizien, dass unsere Firma einige Schwierigkeiten haben wird, den Auftrag zu halten. Als erste Maßnahme wurde in unserem Bereich ein neuer Bereichsleiter eingesetzt. Dieser war als Prokurist mit weitestgehenden Vollmachten ausgestattet. Der Wechsel an der Bereichsspitze erfolgte ohne eine persönliche Vorstellung am Objekt.

Wir wurden lediglich per E-Mail informiert.

Keine Produkte gefunden.

Der neue Bereichsleiter räumte erstmal auf

Nach gut zwei Monaten bekamen wir den neuen Bereichsleiter zu Gesicht. Ein zierlicher Herr um die Fünfzig. Sehr ruhig und zurückhaltend, man könnte fast schon sagen – ambitionslos. Auf mich machte er keineswegs den Eindruck einer Führungskraft, eher eines Verwalters. Später werden wir erfahren, dass er genau einen solchen Auftrag seitens des Unternehmens hatte. Im Falle eines Auftragsverlustes sollte er die nicht mehr profitablen Bereiche abwickeln. Die Ausschreibung rückte unterdessen immer näher.

Unabhängig von der Auftragssituation, spielte ich zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken, ins Ausland zu gehen um zu arbeiten. Mein anvisiertes Ziel war die Schweiz. Da mein Arbeitgeber international operierte, also auch in der Schweiz, wollte ich betriebsintern wechseln. Also ging ich den offiziellen Weg und unterrichtete die Personalabteilung über mein Auswanderungsvorhaben. Ich fragte nach, ob freie Stellen vorhanden sind und bat um Kontakte vor Ort die ich ggf. selbst kontaktieren könnte.

Ich verfasste eine ausführliche E-Mail, setzte meinen Bereichsleiter in CC und bat um eine Antwort innerhalb einer angemessenen Frist. Eine Woche verging. Zwei Wochen. Ein Monat. Zwei Monate. Ohne irgendeine Antwort. Eines Tages versammelte der Bereichsleiter die Disponenten zu einer Dienstbesprechung. Es sollte um eine Qualitätsverbesserung im Bezug auf die Dienstausführung gehen. Im Zuge der Ausschreibung wollte man dem Kunden nachweisen, dass man die Qualitätsstandards hochschraubt.

Als mein Kollege nach seiner fachlichen Beurteilung der Dienstausführung im Veranstaltungsschutz gefragt wurde, konnte er wenig Positives sagen. Der Veranstaltungsschutz war seit Jahren durch Nachunternehmer vernachlässigt worden. Dies gab immer wieder Anlass zur Kritik. Doch der Bereichsleiter wollte nichts davon hören. Er reagierte gereizt und duldete keine Kritik. Sehr bald erfuhren wir, dass er sich mit dem langjährigen Stellvertreter zerstritt und diesen aus dem Weg räumen wollte.

Mittlerweile konnte man von Mobbing durch Vorgesetzte sprechen.

Die erste Konfrontation

Einige Wochen später erfuhren wir, dass der Auftrag verloren wurde. Zwar nicht der gesamte Bereich, aber immerhin 80 Prozent. Eine Missstimmung breitete sich aus. Ein paar Kollegen bewarben sich schon bei anderen Unternehmen. Ich für meinen Teil wartete erstmal ab. Es war Juli 2012 und mein Urlaub im August war bereits geplant und genehmigt. Zehn Tage vor meinem Urlaub, rief mich der Bereichsleiter zu einem Gespräch. Der Objektleiter mit dem ich jahrelang zusammenarbeitete, war ebenfalls anwesend.

Ich war etwas überrascht durch das Timing, doch glaubte ich im ersten Augenblick, es würde sich um meine Versetzung in die Schweiz handeln. Voller Vorfreude setzte ich mich mit den beiden zusammen. Der Bereichsleiter eröffnete das Gespräch zunächst harmlos. Er informierte mich über den Auftragsverlust und die Folgen für den gesamten Bereich. Dann wurde er direkt:

„Herr Lazic, wir haben keine Möglichkeit mehr, Sie zu beschäftigen. Ich lege Ihnen nahe, sich eine neue Arbeit zu suchen.“

Der Satz schlug ein wie eine Bombe. Bitte was? Sie haben keine Möglichkeit mehr, mich zu beschäftigen? Ich soll mir was Neues suchen? In dem Moment war ich geschockt. Als ich mich etwas zusammenraffte, versuchte ich rationell zu argumentieren. Ich entgegnete, dass meine Arbeitsstelle nicht vom Auftragsverlust betroffen war. Auf meine Ausbildung und den Spezialisierungsgrad meiner Stelle wies ich ausdrücklich hin.

Doch das gefiel dem Prokuristen ganz und gar nicht. Er wurde unfreundlicher und fordernder. Er beharrte auf einer Kündigung meinerseits. Ich entgegnete, dass ich keine Veranlassung habe, selbst zu kündigen. Daraufhin versuchte er mir die Kündigung durch das Ausstellen eines „hervorragenden“ Arbeitszeugnisses schmackhaft zu machen. Ich blieb freundlich aber bestimmt in meiner Haltung.

„Der Kunde möchte Sie nicht mehr haben …“

Als alles nichts half, versuchte er es auf eine perfide Art und Weise. Er sagte zu mir:

„Der Kunde hat sich über Ihre Arbeitsweise beschwert, deswegen müssen wir hier reagieren.“

Doch dass die Behauptung überhaupt nicht stimmen konnte, wusste ich nur allzu gut. Denn ich war seit drei Jahren beim Kunden in einer verantwortungsvollen Position im Einsatz. Im Gegensatz zum Herrn Prokuristen hatte ich täglich mit dem Kunden zu tun. Sowohl meine Kollegen und ich haben über Jahre immer wieder Lob vom Kunden für die gute Arbeit erhalten. Dafür hatte ich sogar schriftliche Belege. Daher wusste ich, dass das nur eine billige Masche war, um mich zu verunsichern.

Also konterte ich und stellte direkte Fragen:

„Wer hat sich über meine Arbeitsweise beschwert (Vor- und Nachname)? Über welchen konkreten Sachverhalt hat sich die Person beschwert? Wann hat sich die Person beschwert (Datum)?“

Doch statt klare Fakten auf den Tisch zu legen, wusste der Mobber plötzlich nicht was er sagen sollte. Offenbar hat er sich für das Gespräch nicht sehr gründlich vorbereitet. Mittlerweile war ich nicht mehr geschockt wie zum Gesprächsbeginn und zeigte eine deutliche Entschlossenheit. Das Mobbing durch Vorgesetzte wird hier nicht so einfach werden. Als der Mobber dann ganz und gar nicht mehr weiter wusste, versuchte er es nochmals auf die harte Tour.

Dann äußerte er den entscheidenden Satz:

„Wenn Sie nicht selbst kündigen, dann werden wir Gründe finden, Sie loszuwerden.“

Damit war eine rote Linie überschritten. Für mich war das offenes Mobbing durch Vorgesetzte. Ich ließ mir das nicht gefallen, brach das Gespräch einseitig ab und verließ den Raum.

Mobbing durch Vorgesetzte – Der Gang zum Betriebsrat

Nach diesem Gespräch musste ich mich erstmal sammeln. Ich notierte mir sinngemäß den Gesprächsverlauf und machte mich daran, eine ausführliche Dienstbeschwerde zu verfassen. Die nächsten Tage war ich nur damit beschäftigt. Einige Tage vor meinem Urlaub, reichte ich meine Beschwerde beim Betriebsrat ein. Diese erstreckte sich über zwei Seiten und enthielt den gesamten Gesprächsverlauf. Es dokumentierte ein gnadenloses Mobbing durch Vorgesetzte.

Da mich niemand aus dem Betriebsrat persönlich kannte, fügte ich alle verfügbaren Referenzen der letzten Jahre bei. Diese dienten als Nachweise meiner ordentlichen und langjährigen Arbeit beim Kunden. Implizit wollte ich wissen, ob ein solches Mobbing durch Vorgesetzte die geeignete Art und Weise ist, mit langjährigen Mitarbeitern umzugehen. Denn ich arbeite bei einem Unternehmen nicht nur für meinen persönlichen Wohlstand, sondern erwirtschafte auch einen Mehrwert für das Unternehmen.

Die Betriebsratsvorsitzende antwortete mir zwar prompt, wollte aber einen persönlichen Termin erst nach meinem Urlaub vereinbaren. Also in etwa 3 Wochen. Dies konnte ich keinesfalls so akzeptieren. Für mich ging es um meine Existenz. In der Zwischenzeit wurde mein Dienstplaner angewiesen, mich für den Monat August komplett aus dem Dienstplan auszuplanen. Ich erhielt zwar eine E-Mail mit dem Dienstplan für den nächsten Monat, doch die Zeile mit meinem Namen war komplett schwarz.

Die Symbolik sprach für sich und für das fortwährende Mobbing durch Vorgesetzte. Zum Glück hatte ich keine Flüge und Hotels für den Urlaub gebucht, doch bevor ich den Urlaub antrete und Geld ausgebe, wollte ich eine Klärung des Sachverhaltes. Also wies ich freundlich auf die Dringlichkeit des Falles hin und fügte noch den geschwärzten Dienstplan anbei. Tatsächlich bekam ich am nächsten Tag noch einen Termin beim Betriebsrat.

Der Betriebsrat ist kein Allheilmittel und das Ende der Geschichte

Die Betriebsratsvorsitzende begrüßte mich im ihrem Büro. Sie war guter Stimmung und scherzte herum. Sie fragte mich, wohin ich in den Urlaub fahre. Nur, dass mir so ganz und gar nicht nach scherzen war. Schnell ging ich zum Kernthema über. Ich musste auch nicht viel sagen, alle Fakten habe ich bereits mehrfach und ausführlich dokumentiert und diese lagen vor. Also wollte ich wissen, wie der Betriebsrat in dieser Situation vorgehen wird.

Die Vorfälle enthielten strafrechtliche Tatbestandsmerkmale und der Arbeitgeber hat allein aus seiner Fürsorgepflicht heraus zu handeln. Von einem Erhalt der gesunden Unternehmenskultur ganz zu schweigen. Doch die Betriebsratsvorsitzende war über meine Ausführungen nicht sehr beeindruckt. Sie sagte nur, „dass sie sich beim Bereichsleiter für mich einsetzen wird.“ Was immer das heißen sollte. Ich begriff, dass hier keine wirkliche Hilfe zu holen ist.

Was ein Krisentermin mit einem klaren Zielvereinbarungsgespräch werden sollte, endete als ein formloses 10-minütiges Gespräch. Tatsächlich erhielt ich in ein paar Tagen einen korrigierten Dienstplan für die Dienste nach meinem Urlaub. Somit konnte ich ein wenig aufatmen und trat meinen Urlaub etwas entspannter an. Zurück aus dem Urlaub, wurde ich von der Rechtsabteilung des Unternehmens kontaktiert. Man bot mir einen Deal an: Die betriebsbedingte Kündigung zusätzlich einer Abfindungszahlung in Höhe von 5200 Euro.

Man übte auch keinen Druck mehr aus und das Mobbing durch Vorgesetzte blieb aus. Ich wägte alle Kriterien sorgfältig ab, bevor ich eine Entscheidung traf. Am Ende entschied ich mich für die Kündigung und die Abfindungszahlung. Es war für mich die beste Entscheidung in diesem Moment. Ich hätte mich auch quer stellen und weiter kämpfen können, doch dann wäre das Mobbing weiter gegangen. Irgendwann wäre ich so oder so gegangen, doch dann ohne das Geld.

Fazit zum Mobbing durch Vorgesetzte

Mobbing ist immer ein komplexes und kontroverses Thema. Es gibt sicherlich unzählige Geschichten die sich so oder ähnlich abgespielt haben. Und dennoch gibt es nicht die Universalantwort, was man bei Mobbing oder Mobbing durch Vorgesetzte tun sollte. Die einen kämpfen bis zum bitteren Ende, die anderen geben sofort auf und viele schließen einen Kompromiss. Ich habe sehr schnell eine neue Stelle gefunden, so dass ein Klammern an dem einen Arbeitgeber wenig gebracht hätte.

Doch diese Geschichte endet nicht mit meinem Ausscheiden aus dem Unternehmen. Sie endet erst ein paar Jahre später. Der Mobber sollte ursprünglich den Bereich nach der verlorenen Ausschreibung „säubern“ und möglichst viele Mitarbeiter dazu bewegen, selbst zu kündigen. Somit hätte sich das Unternehmen viele Abfindungszahlungen gespart. Doch der Herr Prokurist hat seine Aufgabe nicht zufriedenstellend für das Unternehmen erledigt. Kein Mitarbeiter hat von selbst gekündigt. Viele haben vor dem Arbeitsgericht geklagt und das Unternehmen zahlte hohe Abfindungssummen.

Von meinen bestehenden Kontakten beim ehemaligen Arbeitgeber erfuhr ich, dass er selbst aus diesem Bereich und von seiner Position entfernt wurde. Im entsprechenden Register konnte ich nachlesen, dass ihm die Prokura entzogen wurde.

Der Aufräumer und Mobber wurde weggeräumt und weggemobbt.

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