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Meine Arbeit als Security – Teil I

Geht man durch die Einkaufspassagen der deutschen Großstädte, sieht man regelmäßig schicke junge Frauen und Männer. Diese stehen an den Ein- und Ausgängen der Einkaufsläden und verrichten die Arbeit als Security. Sie tragen üblicherweise weiße oder blaue Hemden, Krawatten sowie schwarze oder graue Hosen. Je nach Objekt und Einsatzort werden Pullunder, Sakkos, Polohemden sowie schwarze Schuhe oder Einsatzstiefel getragen. Als Ausrüstung haben sie meistens handliche Handsprechfunkgeräte. Diese sind oft mit einer Sprechgarnitur, die im Ohr angebracht ist, verbunden. Dazu wird noch ein Schlüsselbund getragen, der meistens einen Generalhauptschlüssel enthält. Abends nach Ladenschluss sieht man wie sie die Objekte verschließen und mit klappernden Schlüsselbunden um das Gebäude streifen.

Diese Leute die wir da sehen sind private Sicherheitskräfte, Kaufhausdetektivinnen und Kaufhausdetektive. Manche sagen Ladendetektivinnen und Ladendetektive. Da die Branche jahrelang eine Männerdomäne war, verwendete man den Begriff „Wachmänner.“ Seitdem Frauen immer mehr Einzug in den Beruf finden, sagt man heute „Wachleute.“

Doch die allermeisten Leute die einen Sicherheitsmitarbeiter sehen, sagen einfach – Security.

Das Jahr 2001 – der Beginn meiner Arbeit als Security

Es gibt kaum einen Außenstehenden der die Ästhetik und das Auftreten der Sicherheit nicht bewunderte. Dabei kommen sehr oft Sätze wie „na die haben doch eine coole Arbeit als Security“, vor. Insbesondere Kinder betiteln uns beim Anblick der Uniform öfters als „Polizei.“

Zu diesen Außenstehenden gehörte ich einst auch. Ende 2000 spazierte ich durch die Münchner Innenstadt, damals 19 Jahre alt und beobachtete die Sicherheitsleute in den Geschäften der Einkaufszone.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich absolut gar nichts über den Beruf der mich da so faszinierte. Noch weniger über diese, nach außen nach wie vor verschlossene, Branche.

Meine Vorstellungen über die Sicherheit waren damals aus der Luft gegriffen. Wie so viele Leute auch dachte ich, dass man dafür bestimmt eine spezielle Ausbildung braucht. Ebenso, dass man als Security bestimmt viel verdient.

Rückblickend, nach den vielen Jahren Arbeit als Security, kann ich mit den Vorurteilen aufräumen. Dem interessierten Leser kann ich aus erster Hand einen soliden Überblick über das Berufsbild der privaten Sicherheit vermitteln.

Arbeit als Security: Eine Niedriglohnbranche

Mein Weg sollte mich alsbald in die gewünschte Richtung führen. Mein damaliger Kumpel bewarb sich bei einem Nürnberger Unternehmen, welches damals in München groß Fuß fasste.

Durch ihn hatte ich erst mal einen Anhaltspunkt an dem ich mich orientieren konnte. Ich verschaffte mir die notwendigen Informationen über den Beruf. Man muss erwähnen, dass die Computer- und Internetnutzung damals bei weitem nicht so ausgeprägt und verbreitet war wie heute.

Damals besaß ich auch kein Personal Computer. Da hat man noch Fachzeitschriften und Bücher gekauft oder sich bei der Agentur für Arbeit über bestimmte Berufe erkundigt.

Ich bewarb mich Mitte Januar 2001 zum Sicherheitsmitarbeiter und bekam die Stelle zum 1. Februar. Ich hatte es also geschafft. Ohne entsprechende Ausbildung oder auch nur einen Lehrgang. Kann man ohne irgendetwas in der Sicherheit anfangen, einfach so?

So einfach war es nun auch wieder nicht. Der Gesetzgeber schreibt die Unterrichtung nach § 34 a Gewerbeordnung in der Sicherheit vor.

Mein erster Bruttostundenlohn betrug sage und schreibe 12,80 Deutsche Mark.

Als Minimalvoraussetzungen jedoch waren Deutsch in Wort und Schrift, ein Führungszeugnis ohne Eintragungen, gepflegtes Äußeres und die Unterrichtung nach § 34 a, vorgeschrieben. Diese Voraussetzungen muss eine Reinigungskraft beispielsweise nicht vorweisen.

Ich sah, dass die Sicherheitsbranche eine Niedriglohnbranche ist.

Die ersten Nachtschichten

Meine erste Schicht in der Arbeit als Security war eine Nachtschicht.

Ich bekam eine gründliche Einweisung am Objekt an dem ich nur kurze Zeit bleiben sollte. Es war ein großes Gebäude in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Der ganze Komplex wurde renoviert um dort mehrere Büro- und Großserverräume einzurichten.

Ich wurde mit den Räumlichkeiten, der Streifentätigkeit und der technischen Ausrüstung vertraut.

Nachdem wir mit der Gebäudeeinweisung fertig waren, sagte mir mein Kollege den Satz den ich danach über viele Jahre in der Sicherheit hören werde:

„Nimm’ Dir was zum Lesen mit.“

Denn zwischen den Streifenrunden war für uns nichts anderes zu tun als zu warten. Nachdem ich nur wenige Tage an meinem ersten Objekt verbracht hatte, kam mein damaliger Chef und Einsatzleiter und wies mir eine neue Aufgabe zu. Ich würde mein eigenes Objekt zugewiesen bekommen, wie er damals sagte.

Ich sollte an einem Objekt am Frankfurter Ring in München eingesetzt werden. Dabei erfreute ich mich meiner neuen Aufgabe und trat dort meinen ersten Dienst an. Die Schichteinteilung sah folgendermaßen aus: Die Tagschicht ging von 7:00 Uhr bis 19:00 und die Nachtschicht von 19:00 Uhr bis 7:00 Uhr.

Dieses Schichtmodell ist typisch für die Arbeit als Security. In den allermeisten Unternehmen beginnt die Schicht um 6:00 Uhr und 18:00 Uhr.

Von einer 40-Stunden-Woche wie sie woanders vorzufinden ist, kann im Wachgewerbe, zumindest im Objektschutz, nicht die Rede sein.

Auch wenn die 12 Stunden über Jahre immer wieder zu internen Diskussionen führen, so werden sie im Allgemeinen akzeptiert. Zumal von Auftrags- und Arbeitgeberseite derzeit keine Alternative angeboten wird.

So ungerecht und zynisch es auch klingen mag, aber auch bei geringen Stundensätzen aber dafür vielen Dienststunden erzielt ein Mitarbeiter ein relativ hohes Einkommen.

Die Unterrichtung nach § 34 a Gewerbeordnung

Ich verbrachte die nächsten Monate am Frankfurter Ring.

Im April 2001 bekam ich den Termin für die Unterrichtung nach § 34 a GewO. Am ersten Unterrichtstag trafen wir uns in einem Schulungsraum in der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. Eine bunte Mischung von Kollegen aus diversen Sicherheitsfirmen.

Die Dozenten, ehemalige Polizeibeamte, Juristen, Psychologen und geprüfte Werkschutzmeister begrüßten uns. So fing für mich die erste Qualifizierungsmaßnahme in der Arbeit als Security an.

Der Unterricht erstreckte sich abends über fünf Tage und am Ende gab es eine schriftliche Teilnahmebescheinigung von der IHK.

Es gab keine schriftliche oder mündliche Prüfung, Anwesenheit zählte. Mit dieser nahmen es einige Lehrgangsteilnehmer jedoch nicht so genau.

Man konnte theoretisch nur am ersten und am letzten Kurstag im Unterricht erscheinen und würde dennoch seine Bescheinigung ausgehändigt bekommen. Unabhängig davon ob man dem Unterrichtsstoff gefolgt ist oder nicht oder diesen überhaupt verstanden hat.

Im Grunde war es nicht einmal notwendig die Deutsche Sprache zu beherrschen, denn wie gesagt, Anwesenheit zählte.

Ein paar Wochen davor sprach ich mit einem Kollegen, der schon wesentlich länger die Arbeit als Security verrichtete. Er erzählte mir, dass viele Polizeibeamte nichts für uns übrig haben und herabstufend auf uns hinunter blicken.

Jetzt wusste ich auch warum. Für mich war die Organisation der Unterrichtung nach 34 a Gewerbeordnung damals eine große Verfehlung.

Ohne entsprechende Prüfung hätte man sich den ganzen Aufwand sparen können. Nach fünf Tagen bekam ich meinen „34 a-Schein“ und wusste die grundlegenden Dinge über die Arbeit als Security. Insbesondere über meine gesetzlichen Befugnisse im Rahmen der sogenannten Jedermannsrechte.

Unterrichtung nach § 34 a Gewerbeordnung

Die Kündigung

Ich verrichtete meine Arbeit als Security weiter, überwiegend als Brandwache und am Empfang.

Seit Monaten lief ich immer dieselben Runden und zwischen den Runden war immer das Warten. Warten auf die nächste Runde, auf den nächsten Kaffee, auf den Feierabend. Viel mit Sicherheit hat die Arbeit nicht zu tun, dachte ich damals.

Auch wenn ich sehr viel las und Englisch lernte, so war es dennoch eine sehr langweilige Tätigkeit.

Das Schicksal hatte anderes für mich vorgesehen. Die Internetspekulationsblase platzte und die Terroranschläge vom 11. September 2001 folgten. Aufgrund der daraus entstandenen Rezession in Deutschland Ende 2001 mussten viele IT-Unternehmen in die Insolvenz gehen. So auch mehrere unserer damaligen Kunden.

So kam es dazu, dass mein Arbeitgeber die Mitarbeiter von den verlorenen Objekten nicht unterbringen konnte und entlassen musste. Selbst mein damaliger Einsatzleiter musste von seinem Posten weichen.

Nach neun Monaten Tätigkeit in der Sicherheit wurde ich zum Ende November 2001 betriebsbedingt gekündigt und beendete vorerst meine Arbeit als Security.

Fortsetzung mit Teil II

Mehr Informationen zum Thema Sicherheit findest Du auf dem Werkschutzportal.

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