Als ich am 01.08.2013 bei meinem damaligen Arbeitgeber anfing, wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Aber fangen wir mit dem ersten Tag an, einer Begegnung die mich die nächsten zwei Jahre prägen sollte. Begonnen hat alles drei Tage zuvor, am 29.07.2013. An dem Tag bin ich zur Arbeit nach Osnabrück gefahren. Es handelte sich hierbei um die Regionalzentrale des Weser-Ems Gebietes. An dem Tag begegnete ich Frau S., einer gut gekleideten Frau, Anfang 50. Sie kam mir freundlich entgegen und begrüßte mich erst einmal im Hause. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch kam die Frage, wann ich direkt anfangen kann. Ich sagte, ich könne sofort beginnen. Demzufolge wurde als Starttermin der 01.08.2013 vereinbart. Ich war damit einverstanden. Es handelte sich um eine Stelle als Bildungsbegleiter für Jugendliche, um sie in Ausbildung zu bringen. Vorrangig wurden Kunden unter 25 Jahren angesprochen. Viele davon sind noch ohne berufliche Perspektiven.
Die Einarbeitung
Obwohl die erste Augustwoche sehr heiß war, gefiel mir die Tätigkeit. Die Einarbeitung dauerte zwei Monate und sehr schnell verging die Zeit bis zum Oktober 2014. Wir waren zu der Zeit mit zwei Bildungsbegleitern am Standort bis Frau L., eine Kollegin, schwer erkrankte. Laut Vertrag mussten wir aber zwei Bildungsbegleiter sein und somit Ersatz gefunden werden. Frau A. aus Westerstede sollte uns in Emden unterstützen. Sie fing auch kurzerhand an und machte von Beginn an einen engagierten Eindruck. Sie war überall mit ihren Händen drin, auch vor meinem Bestand machte sie keinen Halt. Ich habe sie daraufhin angesprochen, dass ich es nicht wünsche, dass sie in meinem Bestand berät. Sie machte trotzdem weiter. Ich dachte mir anfangs es der Geschäftsleitung zu melden, habe es aber gelassen.
Im Frühjahr 2015 gab es die Anweisung des Kunden, Förderpläne für die Kunden zu erstellen. Frau A. und ich machten uns an die Arbeit. Nach zwei bis drei Wochen fiel mir auf, dass sie für ihren Bestand kaum oder nur vereinzelnd einen Plan erstellt hat. Ich sprach mit einer Arbeitskollegin darüber. Dabei kam heraus, dass Frau A. mit Frau S., der Geschäftsstellenleiterin, häufiger telefoniert hatte. Frau A. hat sich in den Telefonaten hervorgetan, dass sie die Jugendlichen in Förderprogramme steckt, um die Fallzahlen zu verbessern. Die Wahrheit aber ist, dass der Kunde weiter für die Jugendlichen aufkommen muss im Gegensatz zum Ausbildungsplatz. Natürlich geht das schneller. Frau A. machte weiter und triumphierte über jeden Abgang. Meine Förderpläne wurden im Mai 2015 alle eingereicht und abgesegnet. Was aus den Förderplänen von Frau A. wurde, war mir zu dem Zeitpunkt nicht bekannt.
Die interne Überprüfung
Zum Sommer 2015, besser gesagt im Juni 2015 wurde von der Leitung eine interne Überprüfung angeordnet. Frau S. hat es dargestellt als Schutzmaßnahme, um einer möglichen Überprüfung durch den Kunden zu entgehen. Ok, dachte ich mir, das wird schon seine Richtigkeit haben. Am Tag der Überprüfung, das Datum ist mir entfallen, kamen Frau S., Frau H., unsere stellvertretende Geschäftsführerin, sowie eine Mitarbeiterin des Controllings aus Hamburg zu uns nach Emden.
Um neun Uhr morgens ging es los. Zu bemerken ist, dass die Maßnahme nicht mehr voll besetzt war zu dem Zeitpunkt, da viele unserer Kunden Ausbildungsplätze oder weiterführende Maßnahmen antreten oder antreten würden, und wir sie deshalb nicht halten brauchten. Die Kollegen waren bis zum Nachmittag durch.
Das „Verhör“
Gegen 15 Uhr war es so weit, ich saß auf Kohlen, endlich war ich dran. Zu Beginn wurden allgemeine Fragen zur Prüfung gestellt. Bis dahin war alles OK. Danach wurde es interessant. Frau S. stellte mir die Frage, warum nicht alle Förderpläne bearbeitet wurden. Mir wurde auf einmal ganz heiß. Ich musste mich kurz zusammennehmen und dann sagte ich: „Ich habe meine Förderpläne geschrieben!“ Frau S. guckte mich ernst an, als hätte ich sie angelogen.
Sie sprach mit deutlicher Stimme:
Sehr wohl war mir das klar und ich entgegnete, dass wir zwei Bildungsbegleiter vor Ort haben, und jeder seinen eigenen Kundenkreis betreut.
Daraufhin rief sie Frau A. hinein. Frau A. setzte sich neben Frau S. und Frau A. guckte nach unten. Sie sah mich nicht an. Frau S. ergriff das Wort: „Frau A. hat mir mitgeteilt, dass sie sich mit ihr geeinigt hätten, dass sie die Förderpläne schreiben, während sie sich um die internen Angelegenheiten kümmert. Außerdem ist Frau A. die Standortleiterin und weisungsbefugt. Sie haben sich nicht daran gehalten.“ Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo es mir ganz mulmig wurde. Mir ging es durch den Kopf die Sachen zu packen und schnell das Haus zu verlassen. Es gab keine solche Anweisung, noch wurde über die Umverteilung der Kunden gesprochen. Ich wollte nur noch weg. Es ging weiter mit den Anschuldigungen, dass hier und da was fehlte.
Mein Entschluss stand fest, ich musste hier weg.
Die Kündigung
Nach dem „Verhör“ dufte ich danach nach Hause. Ich wusste, ich muss mir schnellstens was Neues suchen. Das Glück war mit mir. Nach zwei Wochen erhielt ich die Zusage eines konkurrierenden Bildungsträgers. Ich rief direkt beim Arbeitgeber an, um meine Kündigung zunächst mündlich mitzuteilen. Drei Tage nach der Einstellung musste ich nach Emden, um meine Unterlagen und Schlüssel abzugeben.
Frau A. saß im Büro. Sie legt mir einen Zettel hin mit den Gegenständen, die ich abzugeben habe. Nach der Unterschrift kam ihr ein „Tschüss“ über die Lippen, das war’s. Ein Jahr später habe ich durch eine Bekannte gehört, dass innerhalb eines Jahres sieben Bildungsbegleiter eingestellt und gefeuert wurden. Aber das war mir schon egal.
Klingt nach Hölle!
Eigentlich haben sie dir mit diesem Rauswurf einen Gefallen getan, oder?
LG
Sabienes
Hallo Sabienes, in der Tat haben sie mir die Entscheidung erleichtert. Es gab keine Alternative als zu gehen. An dem Tag habe ich nicht nur innerlich sondern auch äußerlich gekündigt.