Beim Thema Geld sind wir in Deutschland zurückhaltend. Über Geld redet man nicht, entweder hat man es, oder nicht. So wurde es mir in der Schule beigebracht. Doch in der Schule wird einem nicht gesagt, dass man sich nicht unter Wert verkaufen sollte. Jeder Arbeitnehmer strebt in seiner täglichen Arbeit nach Qualität und Anerkennung. Schließlich möchte man über viele Jahrzehnte zufrieden und erfüllt seinem Beruf nachgehen können. Noch mehr, man möchte vorwärts kommen und sich weiter entwickeln. Dann reicht die Anerkennung alleine nicht mehr aus. Schließlich möchte jeder die Früchte seiner Arbeit auch gerecht – im Idealfall – sehr gut, entlohnt bekommen. Dafür hat man auch eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen. Wer seine Arbeitskraft zu günstig anbietet, läuft Gefahr im Beruf abgehängt zu werden und persönliche Frustrationen aufzubauen. Langfristig wird man auch die qualitative Arbeit nicht mehr liefern und sich weiter entwickeln können.
Doch eines steht fest: Niemand muss sich auf dem Arbeitsmarkt unter Wert verkaufen. Bescheidenheit ist hier fehl am Platz. Man darf sich nicht verstecken und muss auf sich aufmerksam machen.
Sich unter Wert verkaufen: Wie wird der eigene Marktwert gemessen?
Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten. Es gibt einige Faktoren die für die Ermittlung des Marktwertes von Bedeutung sind. Hier sind die wichtigsten:
- Ausbildung und Studium
- Berufserfahrung
- Alter
- Bisherige Arbeitgeber
- Weiterbildungen
- Besondere Fähigkeiten.
Ganz salopp ausgedrückt. Ein studierter Ingenieur der seit zehn Jahren bei BMW arbeitet, hat einen anderen Marktwert als jemand der nichts gelernt hat und seit zehn Jahren in der Waschanlage jobbt. Ein Unternehmer hat einen anderen Marktwert als ein Universitätsprofessor. Ein Journalist und ein Bankkaufmann wiederum haben genauso einen unterschiedlichen Marktwert. Der LKW-Fahrer mit 15 Jahren Fahrpraxis hat einen höheren Marktwert als ein Neuling der frisch seinen Führerschein bestanden hat. In diesem Fall spielt es auch eine Rolle ob der LKW-Fahrer lediglich den Führerschein der Klasse CE besitzt oder eine Ausbildung als Berufskraftfahrer hat. Ein Englischlehrer der einige Jahre in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten gelebt hat, wird mehr Geld verlangen können als einer der keinen Auslandsaufenthalt vorweisen kann.
Wie entsteht die Situation, in der wir uns unter Wert verkaufen?
In vielen Branchen sind Löhne und Gehälter durch Tarifverträge geregelt. Im öffentlichen Dienst ist es der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Doch viele Arbeiter und Angestellte glauben, dass Tarifverträge keinen Verhandlungsspielraum bieten. Das ist aber ein verbreiteter Irrtum. Als Argumentation hört man oft von Arbeitgebern: „Wenn ich Ihnen einen Euro die Stunde mehr zahle, dann muss ich es den anderen auch zahlen.“ Viele finden sich mit dieser Aussage ab und verzichten auf weitere Lohnverhandlungen. Doch der Arbeitgeber hat sehr wohl Möglichkeiten, mehr zu vergüten. In Form von Sonderzahlungen wie Essenszuschüssen oder Tankgutscheinen. Man sollte in Lohnverhandlungen immer aktiv auf diese hinweisen. Oft verkauft sich der Mitarbeiter unter Wert, weil er sich nicht für gut genug hält. Das ist eine Frage der persönlichen Einstellung und Charakterstärke. Oft liegen die Gründe in der Erziehung, negativen Erfahrungen im Beruf und mangelndem Selbstbewusstsein.
Keine Produkte gefunden.
Mit weniger Geld anfangen
Es gibt Situationen in denen man erstmal für ein niedrigeres Gehalt einsteigen muss. Das ist insbesondere bei Berufseinsteigern und Quereinsteigern der Fall. Denn eine zu hohe Gehaltsforderung ohne Berufserfahrung kann dazu führen, dass man den Job nicht bekommt. Schließlich möchte man sich wegen zu überzogener Lohnforderungen seine Zukunft nicht verbauen. Gerade bei jungen Menschen ist dieses Verhaltensmuster zu beobachten. Man geht ins Berufsleben in der Hoffnung, dass man sich seinen Start nicht verbaut.
Doch auch hier muss man nicht verzweifeln. Man kann sich den Grundsatz merken:
Nur laut aussprechen sollte man den Satz selbstverständlich nicht. 😉
Dann kann man in der Probezeit ordentlich zeigen was man drauf hat und diese bestehen. Danach legt man seine Arbeitsergebnisse auf den Tisch und verhandelt knallhart um jeden Euro.
Mehr Geld kommt nicht von alleine
Für viele ist es unangenehm über den Wert der eigenen Arbeit zu sprechen. Man denkt, dass bei anderen das Gefühl entsteht, man sei eingebildet und überschätze den Wert der eigenen Arbeit. Aber hier muss man selbstbewusst auftreten und sich nicht irritieren lassen. Wir leben in einer kapitalistischen Marktwirtschaft und unsere Waren und Dienstleistungen sind monetarisiert. Genauso die Arbeitskraft. Jeder der seine Arbeitskraft verkauft, möchte den bestmöglichen Preis dafür haben und sich nicht unter Wert verkaufen.
Das ist keine planwirtschaftliche Utopie, sondern ein Grundelement der Marktwirtschaft. Der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber sind gleichberechtigte Vertragspartner. Aus diesem Grund steht es dem Arbeitnehmer zu, die Konditionen des Arbeitsvertrages mit auszuhandeln. Hier kommt es, wie bei vielen Dingen im Leben, auf die eigene Persönlichkeit an. Hat man in seinem Leben nie gelernt, mehr für sich zu verlangen, wird man es freilich schwer haben. Das macht es dem Gegenüber umso leichter und nicht wenige nutzen diese Schwäche aus.
Man sollte in Gehaltsverhandlungen stets vorbereitet und entschlossen treten. Klar und präzise seine Arbeitsleistungen und den eigenen Mehrwert darlegen. Ruhig auf das marktübliche Gehaltsniveau hinweisen und direkt mehr Geld verlangen. Wenn man aber unentschlossen ist, entsteht der Eindruck, dass man selbst nicht an seinen Wert glaubt. Dann wird es umso schwerer, seinen gegenüber vom Gegenteil zu überzeugen und aus der Lohnerhöhung wird es nichts.
Sich unter Wert verkaufen – realistisch bleiben
Bei allem Verhandlungsgeschick, gibt es auch Situationen in denen man realistisch bleiben muss. Arbeitet man in einem kleinen Betrieb der einfach nicht genug erwirtschaftet um höhere Löhne zu zahlen, wird man nicht viel machen können. Hier kann man ganz gut auf die Punkte die für die Ermittlung des eigenen Wertes von Bedeutung sind, anknüpfen. Die berufliche Qualifikation spielt hier eine Schlüsselrolle. Ohne entsprechende Ausbildung oder Studium verdient man leider nicht viel. Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt in der Tat Tätigkeiten in denen man ohne einen Abschluss gutes Geld verdienen kann. Doch in solchen Fällen handelt es sich um körperlich schwere oder risikobehaftete Arbeiten.
Grundsätzlich gilt, je besser und gefragter die eigene berufliche Qualifikation, desto leichter sind die Gehaltsverhandlungen.
Keine Produkte gefunden.
- Bürokratie sorgt für Abwanderung von Familienunternehmen - 25. Oktober 2024
- Süddeutsche Zeitung: Schließung von Lokalredaktionen - 24. Oktober 2024
- Quartalszahlen: Tesla-Aktie rasant gestiegen - 23. Oktober 2024