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Blogparade: Der schwerste Tag meiner Karriere – Abschied nach sieben Jahren

Es war Montag, der 24. November 2008, als ich abends nach der Arbeit in die Niederlassung meines damaligen Arbeitgebers fuhr. Auf mich wartete der Niederlassungsleiter mit dem druckfrischen Aufhebungsvertrag auf dem Schreibtisch. In nicht einmal einer Stunde würde ich diesen unterschreiben und meine siebenjährige Beschäftigung beenden. Zu diesem Schritt bin ich weder genötigt noch überredet worden. Es war meine freie Entscheidung. Der Aufhebungsvertrag kam auf meinen Wunsch zustande. Nach 18 Uhr fuhr ich von München Unterföhring ins Büro der Firma. Aus dem Auto sah ich ein letztes Mal an diesem kalten Novemberabend die Lichter vom Gewerbegebiet an mir vorbeiziehen. Die Büroobjekte, an denen ich jahrelang meine Streifenrunden drehte, leuchteten in den Abend hinein.

Ein sehr bewegender Moment nach sieben Jahren. „Meinen“ Arbeitsplatz und „meine“ Firma gibt es nicht mehr. Meine Kollegen bleiben zurück.

Die Geschichte eines Abschieds …

Die Vorgeschichte

Normalerweise bin ich im Berufsleben nicht so sentimental. Entscheidungen treffe ich konsequent, aber immer nach reiflicher Überlegung.

Auch diese Entscheidung wurde zuvor monatelang vorbereitet. Mein gesamtes damaliges Projekt der beruflichen Veränderung habe ich seit gut zwei Jahren vorbereitet. Doch es gibt Dinge im Leben, die lassen sich nicht rational erklären oder durch Vernunft steuern.

Der Mensch ist ein emotionales Wesen – der eine mehr, der andere weniger.

In der Artikelreihe Meine Arbeit als Security I – III habe ich über meine Anfänge im privaten Sicherheitsdienst geschrieben. Im Februar 2002, damals 21 Jahre alt, fing ich beim damaligen Arbeitgeber als Sicherheitsmitarbeiter im Objektschutz an.

Als ich ausschied, war ich 27 und als Person reifer.

Die Gründe für den damaligen Jobwechsel waren vielfältig, doch der Hauptgrund waren die extremen Wechselschichten. Die Dienstplanung war dermaßen ungünstig, dass der Schichtrhythmus wöchentlich wechselte.

Jede Woche, manchmal auch zwei Mal die Woche, musste man von der Tagschicht in die Nachtschicht wechseln oder umgekehrt. Welche Belastung das für den Körper darstellt, können nur Schichtarbeiter nachvollziehen.

Bereits zwei Jahre zuvor, im Frühjahr 2006, hatte ich mit ersten ernsthaften Schlafstörungen, bedingt durch die Schichtarbeit, zu kämpfen. Es folgte eine Zeit, in der ich die Entwicklung beobachtete und hoffte, die Schlafstörungen könnte ich durch verschiedene Maßnahmen eindämmen.

Warum Abschiede von Gewohntem so schwer fallen

Bei aller Flexibilität, die uns die moderne Gesellschaft bietet, altbewährte Dinge und Gewohnheiten lassen sich nicht einfach so abstellen. Bei Arbeitsplätzen ist es auch nicht anders. Das was man kennt, dem vertraut man und fühlt sich darin wohl.

Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier.

Mein damaliger Arbeitsplatz war quasi ein zweites Zuhause für mich gewesen. Damals arbeitete ich über 230, teilweise bis zu 270 Stunden im Monat. Dass man die Kollegen als eine Art Familie sieht, ergibt sich von selbst.

Ein weiterer wesentlicher Punkt einer Langzeitbeschäftigung ist die Tatsache, dass in dieser Zeit keine Jobsuche stattfindet. Sicherlich, man studiert jede Woche die Stellenanzeigen in der Zeitung, aber rein aus Interesse.

Hin und wieder wird mal eine Testbewerbung verschickt, um seinen Marktwert zu checken. Aber eine intensive Jobsuche findet nicht statt. Dieser Umstand bedeutet eine Entlastung. Denn, seien wir ehrlich, Bewerbungen zu schreiben und nach einem Job zu suchen, macht nicht wirklich Spaß.

Dazu noch unzählige E-Mails und Einladungen zum Vorstellungsgespräch bearbeiten, zu den Gesprächen hinfahren, alles das hat man als Langzeitbeschäftigter nicht.

Man kennt seinen Betrieb bzw. den Arbeitsplatz oder das Objekt, an dem man arbeitet und muss sich nicht in eine neue Aufgabe einarbeiten.

Wie einer meiner damaligen Kollegen mal sagte:

„Ich kenne hier jeden Staubkorn.“

Du gehst jeden Tag an derselben Pforte ein- und aus, Du meldest Dich immer bei den gleichen Schichtleitern und Du arbeitest Tag für Tag mit den gleichen Technikern. Es entwickelt sich eine Art Subkultur mit vernetzten Seilschaften.

Und dann kommt der Tag, an dem all das weg ist …

Wäre der Abschied vermeidbar gewesen?

Jede Arbeit und jedes Unternehmen hat seine Vor- und Nachteile. In meiner damaligen Arbeit gab es eine Menge positiver Aspekte, einige habe ich bereits niedergeschrieben.

Es gab jedoch ab dem Jahr 2005 eine signifikante negative Veränderung. Ein neuer Objektleiter wurde eingesetzt und krempelte „den Laden“ ordentlich um.

Was bis dahin als gut und erprobt galt, schaffte er ab und ersetzte es durch neue Methoden. Er ersetzte funktionierende Methoden durch nicht funktionierende Methoden. Eine dieser Methoden war die Dienstplanung.

Hatten die Dienstplaner bis dahin freie Hand bei der Erstellung der Dienstpläne, führte „der Neue“ ein sogenanntes Blockmodell ein. Dieser regelte die Dienstplanung in einem „Vierer-Rhythmus“. Das bedeutet, dass der Mitarbeiter vier Tage in der Tagschicht arbeitet, vier Tage hat er frei und anschließend vier Nachtschichten hat.

Klingt in der Theorie plausibel. In der Praxis hat das System auf ganzer Linie versagt.

Denn die vier Tage wurden niemals eingehalten. Sie konnten auch niemals eingehalten werden, da es immer wieder krankheitsbedingte Ausfälle gab. Und die Ausfälle wurden durch rabiate Methoden der Mitarbeiterführung des neuen Objektleiters und das steigende Mobbing ausgelöst.

Die Mitarbeiter ließen diese diktatorischen Methoden nicht über sich ergehen und reichten auf laufendem Band die „gelben Scheine“ ein. Ein berechtigter ziviler Ungehorsam entstand.

Innerhalb eines Jahres verschlimmerte sich die Stimmung unter den Kollegen und der Krankenstand stieg rapide, dass sogar der Kunde alarmiert war und begann, Fragen zu stellen.

Das System geriet ins Wanken und die Objektleitung versuchte, mit immer mehr Mobbing und Repressionen die Lage zu stabilisieren. Vergebens. Wir antworteten mit einem noch zäheren Widerstand.

Schließlich kündigten die ersten langjährigen Kollegen oder wurden rausgemobbt. Die Situation wurde unerträglich. Der Dienstplan ließ kaum noch Freizeit oder Erholungsphasen zu.

Das Leben bestand nur noch aus Arbeit.

Aufräumen, um Platz für Neues zu schaffen

Irgendwann im Frühjahr 2007, nach vielen Monaten ohne ordentliche Erholung und Schlafstörungen, beschloss ich, dass es so nicht weiter gehen konnte.

Als ich meinen Sommerurlaub 2007 antrat, brauchte ich erstmal eine ganze Woche, um mich von den vielen Schichten der letzten Monate zu erholen. Erst danach fing ich an, den Urlaub zu genießen.

Im Herbst 2007 wurden meine Schritte zu einem Jobwechsel konkreter. Der Leser mag sich an dieser Stelle fragen, warum ich denn nicht einfach die Firma gewechselt habe. Ganz einfach, weil es in 99,9 Prozent der Sicherheitsfirmen gleich ist.

Ob „Sicherheit A“, „Sicherheit B“ oder „Sicherheit C“, ungeregelte Wechselschichten sind an der Tagesordnung.

Ich wollte damals durch eine Weiterbildung, meine berufliche Situation radikal umkrempeln und überhaupt die Möglichkeit ausschließen, dass ich in der Zukunft in Nachtschichten arbeiten muss. Für dieses Vorhaben brauchte ich einige Monate an Organisationsarbeit und Geld.

Erst im Frühjahr 2008 war ich bereit, meine berufliche Weiterbildung in die Tat umzusetzen und den LKW-Führerschein zu machen. Im Sommer desselben Jahres war ich mit der Führerscheinklasse C fertig und konnte mich langsam vom alten Job befreien.

Die Klasse CE für den Anhänger musste ich noch machen, aber das war der geringere Teil.

Je mehr ich meinem Ziel, einem neuen Job in einer anderen Branche, näher kam, desto größer wurden die Zweifel. Denn, ich verließ meine gewohnte Umgebung und betritt eine unbekannte Welt. Angesicht dessen, wurden in dem Moment die Probleme der Vergangenheit kleiner.

Ende November 2008 bekam ich eine Zusage als LKW-Fahrer. Da ich theoretisch sechs Wochen Kündigungsfrist beim aktuellen Arbeitgeber hatte, hätte ein Wechsel nicht stattfinden können. Ich musste früher raus.

Der Arbeitgeber war mit einem Aufhebungsvertrag einverstanden. Der Termin war noch für den gleichen Tag angesetzt.

Jetzt gab es kein zurück mehr …

Mache bei der Blogparade mit

Nach der ersten erfolgreichen Blogparade im Frühjahr, starte ich hiermit diese Herbstparade. Das Thema der Blogparade lautet:

Thema
Der schwerste Tag Deiner Karriere.

Dabei interessiert mich:

Dieses Thema ist nicht auf eine spezielle Berufsgruppe beschränkt und kommt für jeden infrage.

Dabei profitieren die Leser durch die zahlreichen Sichtweisen der Blogger.

Das sind die Rahmenbedingungen

Du möchtest an der Blogparade teilnehmen?

Nachfolgend habe ich für Dich die Rahmenbedingungen erstellt:

  1. Der Artikel muss das Thema der Blogparade behandeln: Der schwerste Tag Deiner Karriere.
  2. Unter diesem Aufruf zur Blogparade hinterlässt Du einen Kommentar mit dem Link zu Deinem Artikel. Du verlinkst diesen Aufruf zur Blogparade in Deinem Artikel.
  3. Dein Artikel erscheint vor dem 15. Dezember 2018.

Nach dem 15.12.2018 werde ich in einem neuen Blogartikel eine Auflistung und Verlinkung aller eingereichten Artikel erstellen.

Vielen Dank an Blogparaden.de für die Promotion der Blogparade.

Auf Eure Artikel und eine gelungene Blogparade freue ich mich sehr. 😉

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