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Beruflicher Quereinstieg: Meine Geschichte

beruflicher Quereinstieg

Ein beruflicher Quereinstieg kann frischen Wind in die Karriere bringen. Wenn man seit Jahren im selben Unternehmen und im selben Beruf tätig ist, kann sich schon mal eine Betriebsblindheit etablieren. Ein beruflicher Quereinstieg kann reinigend wirken. In diesem Artikel erfährst Du, welche Motive mich zu einem Quereinstieg in eine für mich komplett fremde Branche bewogen haben und welche Vorstellungen ich von einem Berufswechsel hatte. Am Ende wirst Du erfahren, ob mein Quereinstieg ein Erfolg oder totaler Misserfolg war.

Damit Dein beruflicher Quereinstieg nicht zum Desaster wird, zeige ich Dir, welche Fehler ich gemacht habe und wie Du von meinen Fehlern lernen kannst.

Beruflicher Quereinstieg: Die Ausgangssituation

Im Jahr 2007 dümpelte ich in meinem Beruf als Werkschutzfachkraft nur so vor mich hin. Im Unternehmen, bei dem ich beschäftigt war, herrschten seit Jahrzehnten konservative und in hohem Maße diskriminierende Strukturen.

Mobbing war an der Tagesordnung.

Es herrschte eine Art „Kastensystem“ in dem der Objektleiter mit seinen Schichtleitern die Kaste der Kshatriyas (Fürsten) darstellte und das „Laufvolk“ (so wurden wirklich die Steifengänger bezeichnet) die niedere Kaste der Shudras (Knechte, Dienstleister) darstellte.

Es gab noch die „Kaste“ der Unberührbaren, das waren all die, die in Ungnade fielen und durch andauerndes Mobbing aus dem Unternehmen gedrängt wurden.

Für einen normalen Mitarbeiter gab es so gut wie keine Aufstiegsmöglichkeiten. Für viele war der Beruf in der privaten Sicherheit selbst ein beruflicher Quereinstieg. Wie in einer indischen Gesellschaftskaste war die Stellung von der Geburt an bis zum Tod vorbestimmt.

Sprich, einmal Streifengänger immer Streifengänger.

Es spielte auch keine Rolle, ob man sich beruflich weiterentwickelte und höhere Qualifikationen oder weitergehende Kenntnisse erwarb. Diese andauernde negative Situation hat bei den meisten Kollegen zu einer angestauten Frustration geführt.

Nach sieben Jahren in dieser Resignation stand für mich der Entschluss einer beruflichen Veränderung fest. Die Perspektive war ein beruflicher Quereinstieg.

Doch ein beruflicher Quereinstieg darf keineswegs ohne Plan umgesetzt werden. Über Monate habe ich Ausschau nach Alternativen und Weiterbildungsmöglichkeiten gehalten.

Anfang 2008 hatte ich meinen konkreten Plan für meine berufliche Veränderung erstellt: Ich mache den Führerschein der Klasse CE und werde LKW-Fahrer.

Beruflicher Quereinstieg nach Jahren der Resignation

Mein Schwager fuhr bereits seit Jahren einen Lastkraftwagen und lieferte Getränke aus. Mehrmals habe ich ihn in der Arbeit besucht und fuhr in seinem LKW mit.

Damals erschien mir ein beruflicher Quereinstieg in die Transportbranche dermaßen attraktiv und interessant, dass ich das Vorhaben akribisch über mehrere Monate plante.

Der LKW-Führerschein kostete eine ordentliche Stange Geld, sodass ich zunächst die finanziellen Mittel bereitstellen musste. Die Ausbildung in der Fahrschule würde sich über mehrere Monate hinziehen.

Ich war mir bewusst, dass es einen beruflichen Quereinstieg so schnell nicht geben wird.

Ein weiteres Problem bestand darin, dass ich durch die Wechselschichten und ein hohes monatliches Stundenaufkommen sehr wenig Zeit hatte. Mein Vorhaben würde sich im organisatorischen Sinne als ein gewaltiger Kraftakt erweisen.

Es quälte mich die Frage:

Wie soll mir ein beruflicher Quereinstieg gelingen, wenn mir der jetzige Beruf so wenig Zeit lässt, mich beruflich weiter zu entwickeln?

Damals Anfang 2008 konnte man nicht einfach so sein Smartphone zücken, in die Google App seinen Suchbegriff eingeben und über das ultraschnelle LTE-Netz ein Dutzend Responsive Websites zum Thema angezeigt bekommen.

Ich konnte meine Organisationskurve nicht verkürzen, in dem ich die Weiterbildung mobil organisierte, sondern konnte mich erst zu Hause nach den 12-Stunden-Schichten vor den PC setzen und diese Dinge organisieren.

Nach einigen Monaten gründlicher Planung und Organisation konnte es endlich mit der Ausbildung in der Fahrschule losgehen.

Die ersten Bewerbungen und Vorstellungsgespräche

Nach der Ausbildung in der Fahrschule und dem erfolgreichen Bestehen der Klasse CE, rückte mein beruflicher Quereinstieg näher.

Im Internet las ich sehr viel und informierte mich über die Tätigkeit des LKW-Fahrers. Jetzt war es an der Zeit, mich als Trucker zu bewerben. Zugegeben, meine damalige Stimmung war von purer Naivität und Abenteuerlust geprägt.

Endlich hielt ich den Führerschein in der Hand und dachte mir:

Hauptsache, ich setze mich auf den Bock und kann endlich losfahren …

Doch die bösen Überraschungen ließen nicht lange auf sich warten. Im Sommer 2008 verschickte ich einen Stoß Bewerbungen zum LKW-Fahrer. Tage und Wochen vergingen und es passierte nichts. Keine einzige Antwort auf meine Bewerbungen.

Ist denn ein beruflicher Quereinstieg wirklich so schwer?

Dann empfahl mir ein anderer LKW-Fahrer, mich direkt telefonisch oder mündlich zu bewerben. In der Transportbranche arbeitet man noch in der „Old School“ Manier und kaum jemand liest dort E-Mails, geschweige denn Online-Bewerbungen.

Ich müsste umdenken und mich den neuen Gegebenheiten anpassen. Nur so wird mein beruflicher Quereinstieg gelingen. Gesagt getan.

Schnell suchte ich ein paar Stellenangebote raus und rief direkt bei den Firmen an. Als Erstes wurde ich gefragt:

„Haben Sie Fahrpraxis?“

Da ich frisch aus der Fahrschule kam, konnte die Antwort nur Nein lauten. Die ersten Firmen lehnten meine telefonische Bewerbung ab. In mir baute sich ein Frust auf.

Wie kann ich denn überhaupt Fahrpraxis sammeln, wenn mir niemand die Gelegenheit dazu gibt?

Es entstand eine paradoxe Situation:

Du bekommst keinen Job ohne Fahrpraxis. Und diese kannst Du nicht sammeln, wenn Du keinen Job bekommst.

Mein beruflicher Quereinstieg stand auf der Kippe.

Der erste Job und das Disaster

Schließlich nahm ich meine Bewerbungsmappen in die Hand und stellte mich persönlich bei den Unternehmen vor.

Nach einigen Wochen bekam ich einen Job in der Getränkeauslieferung. Endlich wurde mein beruflicher Quereinstieg Realität. Der Arbeitsvertrag war unterschrieben und mein erster Arbeitstag rückte näher.

Am ersten Dezember 2008 erschien ich zum ersten Arbeitstag in meinem neuen Job.

Prompt wurde ich vom Disponenten einem jungen Kollegen zugewiesen, der mich in den nächsten Wochen ausbilden sollte.

Je nach meinem Lernfortschritt würde ich in etwa einem Monat einen eigenen LKW zugewiesen bekommen und selbständig fahren können.

Mein beruflicher Quereinstieg wäre somit erfolgreich vollzogen.

Soweit die Theorie.

Nach dem ersten Arbeitstag fuhr ich nach Hause und landete erschöpft im Bett. Vom Schleppen der Getränkekisten war ich dermaßen müde, dass ich nur noch so einschlief. Am nächsten Tag hatten wir richtig „harte“ Kunden. Sämtliche Getränkekisten mussten mit der Sackkarre die Treppen hochgezogen werden.

Es war Knochenarbeit im Akkordtempo. Denn, wir verdienten zum Stundenlohn eine Stückpauschale dazu. Das hieß, je mehr man auslieferte, desto mehr verdiente man. Also gab der Kollege Gas und wollte jeden Tag so viele Touren wie möglich schaffen.

So verging die erste Woche.

Jeden Abend, als wir zurück in die Firma fuhren, machte ich mir meine Gedanken über alles. Mein beruflicher Quereinstieg sollte eine Verbesserung meiner beruflichen Situation bringen. Stattdessen schleppte ich täglich zwischen 13 und 15 Stunden Getränkekisten durch die Gegend.

Apropos 15 Stunden. Eines meiner Argumente gegen die schlechten Zustände im Sicherheitsdienst waren die 12-Stunden-Schichten. Als LKW-Fahrer erhoffte ich mir geregelte Arbeitszeiten von acht Stunden.

Pustekuchen.

Hier malochte ich mindestens 12 und im Schnitt 14 Stunden jeden Tag. In dieser Situation träumte ich regelrecht von der Arbeit in der Sicherheit.

Nach vier Wochen hatte ich buchstäblich keine Lust mehr und ließ mich bei dieser Firma kündigen. Ich habe nicht 5000 Euro für den LKW-Führerschein ausgegeben, um täglich Getränkekisten zu schleppen.

Mein beruflicher Quereinstieg war damit vorläufig gescheitert.

Beruflicher Quereinstieg – Fazit

Gescheitert oder nicht gescheitert? Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Ansichtssache.

Ein beruflicher Quereinstieg ist kein einmaliges Unterfangen, bei dem man entweder scheitert oder Erfolg hat. Es müssen schon ein paar Jobs mehr ausprobiert werden, bevor der Quereinstieg gelingt. Eine Weiterbildungsmaßnahme erfolgreich abzuschließen ist nur eine Etappe auf dem Weg.

Nach dem Job als Getränkelieferant habe ich als Müllwagenfahrer gearbeitet und war rundum glücklich in dieser Tätigkeit. Ich hatte keine 14-Stunden-Arbeitstage und musste keine Getränkekisten die Treppen hoch schleppen.

Die Investition in den LKW-Führerschein hat sich gelohnt und mein Qualifikationsprofil erweitert.

Ein beruflicher Quereinstieg ist am Anfang oft holprig, doch wenn man an seinen Zielen festhält und sich nicht entmutigen lässt, wird man sein Vorhaben umsetzen können.

Hast Du auch Erfahrungen als Quereinsteiger machen können? Schreibe in den Kommentaren, wie Deine Erfahrungen mit dem beruflichen Quereinstieg waren.

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