Arbeit als Fahrer eines LKW: Meine Erfahrung – Teil II

Nachdem ich voller Hysterie über die bestandene Fahrprüfung war und stolz meinen Führerschein in der Hand gehalten hatte, wurde es an der Zeit, mich nach einer Arbeit als LKW-Fahrer umzuschauen. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass ich ein Führerscheinneuling war und es keineswegs leicht haben werde, sofort eine geeignete Stelle zu bekommen. Und überhaupt, wo sollte ich anfangen? In welchem Bereich sollte ich mich bewerben? Jetzt habe ich zwar den LKW-Führerschein und bin berechtigt einen Lastkraftwagen bis zum zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen im Straßenverkehr zu führen. Nur, was heißt das schon? Ohne einen einzigen Tag Fahrpraxis muss man sich erstmal hinten anstellen.

LKW-Fahrer

Als LKW-Fahrer bewirbt man sich nicht schriftlich

Wie ich es aus dem Arbeitsleben kannte, wenn man einen Job möchte, dann muss man eine Bewerbung erstellen und sich bei Unternehmen bewerben. Also sortierte ich freie Stellen aus und verschickte ein paar Bewerbungen.

Es waren sowohl Online-Bewerbungen per E-Mail als auch Papierbewerbungen. Ein Tag verging, zwei Tage, drei Tage, eine Woche, zwei Wochen. Doch ich bekam keine Antwort auf meine Bewerbungen. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Also rief ich bei einem der Unternehmen telefonisch an und hakte nach. Dort bekam ich die Antwort:

Sie haben keine Berufserfahrung als LKW-Fahrer, daher können wir Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen.

Bei der nächsten Firma hieß es: „Wir haben keine Bewerbung erhalten, schicken Sie uns diese nochmal zu.“ Und bei der dritten Firma die ich anrief, hieß es mit Akzent: „Haben keine Arbeit, überall schlecht.“

Tolle Aussichten waren das. Ich habe also 5000 Euro für meinen Führerschein ausgegeben, bin zuverlässig und motiviert und da wird mir gesagt, dass es überall schlecht ist. So langsam zweifelte ich am ganzen Projekt.

Dann unterhielt ich mich mit einem LKW-Fahrer und dieser sagte mir: „Du kommst in dieser Branche mit Deinen schlauen Bewerbungen nicht weiter. Die meisten Arbeitgeber sind noch Old school. Da checkt keiner den ganzen Tag E-Mails.“

Wenn Du einen Job willst, dann nimm’ Deinen Führerschein mit und fahre direkt zu den Firmen. Dort stellst Du Dich dann persönlich vor. Die Online-Bewerbungen sind Zeitverschwendung.

Der erste Probetag

Gesagt, getan. Ich nahm den Telefonhörer in die Hand und rief bei Transportfirmen an. Bis ich bei der dritten Firma einen Termin für ein Bewerbungsgespräch bekam. Ganz ohne Anschreiben, Lebenslauf und ohne Zeugnisse.

Es war eine Firma im Süden von München, die sich auf die Lieferung von Dämmstoffen für die Bauwirtschaft spezialisiert hat. Als ich zwei Tage dort vorstellig wurde, merkte ich schnell, dass der Ton und der Umgang komplett anders als im Sicherheitsdienst war.

„Komm’ rein“, sagte der Disponent. Dann bot er mir einen Kaffee an und unterhielt sich mit mir, als wären wir seit zehn Jahren Kollegen. Das Gespräch dauerte keine zehn Minuten und ich hatte schon meine zwei Probetage. Am übernächsten Tag soll es losgehen, ich soll pünktlich um sieben Uhr erscheinen.

Pünktlich zum Start war der LKW, ein MAN TGL, bereits beladen. In der ersten Tour fuhr noch ein Kollege mit, doch ich durfte ans Steuer. Und so fuhren wir los. Erste Baustelle, zweite Baustelle, ein Einkaufszentrum im Norden von München und eine Baustelle im Umland.

Nach drei Stunden war der kleine TGL leer und es ging zurück in die Firma. Erneut beluden wir den LKW und los ging es auf die zweite Tour. Diese sollte ich dann alleine fahren. „Das schaffst Du schon“, meinte der Disponent.

Ich bekam die Frachtpapiere ausgehändigt, holte mir einen Kaffee und fuhr los. Es ging nach Starnberg und Wolfratshausen. So fuhr ich das erste Mal selbständig einen LKW. Dementsprechend aufgeregt und voller Adrenalin war ich auch.

Die Kunden an diesem Tag erledigte ich recht schnell und kam um ca. 16 Uhr zurück in die Firma. Dann wurde der LKW für den nächsten Tag beladen. Mein Fazit nach dem ersten Probetag war insgesamt positiv.

Keine Produkte gefunden.

Termindruck statt idyllischer Sonnenuntergänge

Am zweiten Tag startete ich wieder um sieben Uhr. Diesmal aber waren meine Kunden rund um das Münchner Umland verteilt. Ich hatte also einige Kilometer zurückzulegen. Zuerst ging es nach Garmisch-Partenkirchen.

Dort passierte mir ein typischer Anfängerfehler. Ich übersah (!!!) die Höhe einer Überführung und fuhr direkt auf diese zu. Erst im letzten Moment sah ich, dass die Überführung 3,60 Meter hoch war und mein LKW 4 Meter. Für einen kurzen Moment war ich unter Schock und bremste.

Dann musste ich mich aus der Situation befreien und etwa 100 Meter bis zur letzten Seitenstraße zurückrangieren. Zum Glück sah dies ein LKW-Kollege hinter mir und hielt den Verkehr zurück, bis ich wenden konnte. Ich war ihm bis zum Himmel dankbar.

Als ich dann in Germisch ankam, suchte ich mir den Wolf. Ich konnte die Anschrift des Kunden nicht finden und suchte über eine halbe Stunde. Als ich das Haus endlich fand, hatte ich wertvolle Zeit verloren.

LKW-Fahrer

Zurück auf der Autobahn, rief mich der Disponent an und schrie hektisch ins Telefon:

„Wo biist’n Duu …?“ 😮

Es wartete noch eine Zwischenladung in der Firma auf mich. Dann schaute ich auf meine Lenkzeit und stellte fest, dass ich eigentlich meine erste Ruhezeit einlegen und Pause machen müsste.

Doch dafür war eben keine Zeit. So langsam fühlte ich mich gehetzt und fing langsam an, an der Zukunftsfähigkeit dieses Jobs zu zweifeln. Als ich die Zwischenladung ausgeliefert habe, ging es nach Schrobenhausen.

Dort hatte ich vier Paletten Dämmstoffe auszuliefern. Ich hatte zwar einen Hubwagen, doch der Grund beim Kunden war dermaßen uneben, so dass ich wie ein Esel ziehen musste. Ganze zwei Stunden hat das Entladen in Schrobenhausen gedauert. Ich war bis zur Haut durchgeschwitzt.

LKW fahren oder doch lieber im Sicherheitsdienst bleiben?

Als ich alle Kunden beliefert hatte, ging es zurück in die Firma in den wohlverdienten Feierabend. Am Ende des Tages, war es dann doch ein wenig eine idyllische Fahrt auf der A9 Richtung München.

Doch insgesamt hatte ich an diesem Tag ein Gesamtbild eines typischen Arbeitstages eines LKW-Fahrers. Ich hatte den ganzen Tag keine einzige Pause gemacht, nichts gegessen und zehn Stunden durchgearbeitet.

War es das Ganze wert? War das die glanzvolle Zukunft, die ich mir ein Jahr zuvor ausgemalt hatte? Und war das der Traumjob, von dem mein Schwager so schwärmte? Hunderte Fragen und Gedanken jagten mir durch den Kopf auf der A9.

Ich könnte meinen Job im Sicherheitsdienst sofort kündigen und in dieser Firma ab nächster Woche als LKW-Fahrer anfangen. Doch, will ich das überhaupt?

Teil III: Das Fiasko in der Getränkelieferung und mein Fazit

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Sladjan Lazic

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