Ist Dein Chef einer von der „alten Sorte“, ein richtiger Boss der „alten Schule“ der gerne mal deftige Sprüche austeilt? Die Sprüche vom Chef können oft so richtig unter die Gürtellinie gehen und gar den Straftatbestand der Beleidigung erfüllen. Dass es im Eifer des Gefechts verbal auch mal härter zur Sache gehen kann, gehört zum Arbeitsleben dazu. Wie ein ehemaliger Chef von mir mal sagte: „Die Arbeit bei uns ist kein Ponyhof.“ Man muss selbst schon was aushalten können. Dennoch können manche Sprüche vom Chef anders formuliert werden. Schließlich ist ein Arbeitsverhältnis keine Einbahnstraße, in welcher der Mitarbeiter dankbar sein muss, dass er einen Job hat. Der Arbeitnehmer braucht seine Arbeit, doch auch der Arbeitgeber braucht den Arbeitnehmer.
In diesem Blogartikel zeige ich Dir, welche Sprüche von Vorgesetzten von gestern sind und das Arbeitsklima vergiften.
Sprüche vom Chef: Nicht immer persönlich nehmen
Auch wenn manche Sprüche vom Chef unqualifiziert sein können: Der Chef meint es nicht immer so, wie er es sagt. Wenn man seit Jahren im selben Unternehmen arbeitet, kennt man mit der Zeit den Charakter des Vorgesetzten und weiß, wie man den einen oder anderen Spruch verstehen muss. Nicht jeder Spruch, der lapidar daher gesagt wird, ist gleich bösartig oder gegen einen persönlich gerichtet. Oft ist sich ein Chef eines losgelassenen Spruchs und seiner negativen Wirkung gar nicht bewusst.
Andererseits führen viele Sprüche vom Chef gerade bei neuen oder jüngeren Mitarbeitern zu Angst, Unsicherheit und Ärger. Insbesondere, wenn die Sprüche auf die Person des Mitarbeiters abzielen und diesen diskreditieren oder gar demütigen sollen. Wenn man als Chef seinen Mitarbeiter wiederholt durch unsachliche Sprüche vor versammelter Mannschaft niedermacht, spricht man vom Mobbing.
Werden die Sprüche vom Chef dermaßen persönlich und enthalten Elemente von Beleidigung und Nötigung, kann man von einer Straftat ausgehen und über rechtliche Schritte nachdenken. Dabei ist es äußerst wichtig, Zeugen für die ausgesprochenen Worte zu haben. Denn eine ausgesprochene Beleidigung wird vor Gericht kaum Gewicht und Beweiskraft haben, wenn Aussage gegen Aussage steht.
Zehn Sprüche vom Chef, die heute nicht mehr angebracht sind
Ein Mitarbeiter ist kein Freiwild, sondern in erster Linie ein Mensch, der einen Anspruch auf Menschenwürde hat. Durch seine Arbeit trägt er zur Wertschöpfung und Entwicklung des Unternehmens bei.
Nachfolgend habe ich zehn Sprüche von Chefs zusammengestellt, die in dieser Form nicht mehr zeitgemäß sind und von einem schlechten Führungsstil zeugen:
1. „Diesen Prozess gewinnen Sie.“
Wenn ein Vorgesetzter versucht, auf seine eigene Art und Weise lustig zu sein, kommt eine solche augenscheinlich harmlose Aussage zustande. Hört man solche Sprüche vom Chef, wird man damit alleine nichts anfangen können. In diesem Fall wollte sich der Geschäftsführer eines Unternehmens über den Haarschnitt des Mitarbeiters lustig machen. Als dieser nachfragte, was er wohl damit meinte, antwortete dieser: „Wenn Sie Ihren Friseur verklagen, dann gewinnen Sie diesen Prozess.“
Eine solche Äußerung kann man auslegen, wie man möchte. Kennt man den Chef länger und pflegt ein eher lockeres Verhältnis, ist es nicht weiter schlimm. In diesem Fall hat sich der Geschäftsführer vor versammelter Mannschaft über den Mitarbeiter lustig gemacht.
2. „Das kann doch nicht so schwer sein!“
Mit einer solchen Aussage lässt Dich Dein Chef als Volltrottel dastehen. Solche Sprüche vom Chef vermitteln indirekt, dass Du als Arbeitnehmer nichts auf die Reihe bekommst und quasi zu nichts zu gebrauchen bist. Er signalisiert Dir damit, dass Du die einfachsten Sachen nicht auf die Reihe bekommst.
Du könntest darlegen, warum eine bestimmte Aufgabe länger, als sonst dauert und ihn direkt fragen, wie er das Problem lösen würde (wenn es ja seiner Meinung nach so einfach ist).
3. „Andere schaffen es doch auch!“
Bei solchen Chefs brauchst Du keine Feinde. 😉 Klar, andere schaffen es auch, nur ich nicht. Solche Sprüche vom Chef sollen den Arbeitnehmer als unfähigen Nichtsnutz dastehen lassen. Ein Vorgesetzter, der solche Äußerungen von sich gibt, muss wohl selbst eine schwere Kindheit gehabt haben und regelmäßig gehänselt worden sein. Sprüche vom Chef dieser Art gehören eher in eine Bahnhofskneipe, statt in die gesunde Unternehmenskommunikation.
4. „Sie gehen heute mal wieder pünktlich!“
Dieser Chef verlangt von seinen Mitarbeitern den maximalen Einsatz. Die gesetzlich geregelten und vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten enden erst dann, wenn er, der Chef, es sagt. Wer sich ja an seine vertraglichen Arbeitszeiten hält, bekommt solche Sprüche vom Chef um die Ohren.
So könntest Du kontern: „Was verstehen Sie unter pünktlich? Wenn damit gemeint ist, dass ich meine Arbeit rechtzeitig erledige, dann gebe ich Ihnen recht!“
5. „Schon wieder Urlaub? Sie haben ein Leben.“
Was für ein Lümmel der Arbeitnehmer doch ist. Er wagt es tatsächlich, den ihm zustehenden Urlaub anzutreten. Und das sogar zwei Wochen am Stück. Dabei habe ich als Chef dieses Unternehmen über zwei Jahrzehnte mit einer 80-Stunden-Woche und über viele Jahre ohne Urlaub aufgebaut.
Wenn Du solche Sprüche vom Chef auf den Kopf geknallt bekommst, kontere doch hiermit: „Ja, wenn nur diese Unterbrechungen nicht wären!“
6. „Persönliche Befindlichkeiten haben am Arbeitsplatz nichts verloren.“
Der Arbeitnehmer soll also all seine Gefühle vor der Arbeit ablegen und wie ein Sozialroboter durch den Arbeitstag wandeln. Willkommen in die Welt der Maschinen – die menschliche Seite erst nach Feierabend wieder einschalten. Wenn Du mit solchen Sprüchen vom Chef konfrontiert wirst, könntest Du ihm folgendermaßen kontern: „Ich dachte immer, persönliche Befindlichkeiten machen den Erfolg eines Unternehmens aus!“
7. „Wie wär‘s mit ein bisschen Sport, damit Sie nicht weiter so oft krank sind?“
Beim Thema Krankheit gibt es einige Chefs, die sich durch ihre überspitzten Sprüche so richtig in die Nesseln setzen. Da gibt es Vorgesetzte die über viele Jahre über kranke Mitarbeiter herziehen, bis sie mal selbst so richtig krank werden und über mehrere Wochen oder Monate ausfallen. Zurück in der Firma sind sie dann still wie eine Maus.
Hörst Du nach jeder Grippe solche Sprüche vom Chef, mache ihm doch einen Vorschlag: „Wie wär‘s mit einem besseren Klima, damit wir gesund bleiben?“
8. „Machen Sie das mal unter sich aus!“
Typisch für Chefs, die keine Lust haben oder unfähig sind zu führen und Entscheidungen zu treffen. Delegation per Gießkanne. Bloß keine unangenehmen Entscheidungen treffen, die Belegschaft wird es schon unter sich ausmachen. Welche Entscheidung dann auch immer getroffen wird, der Chef ist schön aus dem Schneider und kann sich als „Everybody‘s darling“ feiern lassen.
9. „Seien Sie doch froh, dass Sie eine sozialversicherungspflichtige Arbeit haben!“
Solche Sprüche vom Chef sind noch aus dem letzten Jahrhundert. Zum Ende des Feudalismus und zum Anfang der Frühindustrialisierung war so etwas vielleicht normal, doch die Arbeitswelt hat sich weiter entwickelt. Da verwundert es nicht, dass gerade in solchen Firmen die Fluktuation am höchsten ist. Warum wohl?
Eine mögliche Antwort auf einen solchen Spruch könnte sein: „Ich bin nicht nur dadurch froh, sondern auch darüber, dass ich mir vor allem die Arbeitgeber aussuchen kann.“
10. „Finden Sie sich damit ab!“
Die klassische „Basta-Mentalität“. Autoritärer Führungsstil durch und durch. Gut, auch so etwas gibt es noch. Hier hat der Mitarbeiter gar nichts zu entscheiden, der Chef hat immer das letzte Wort und Entscheidungen werden widerspruchslos ausgeführt, ohne Wenn und Aber. Wenn man solche Sprüche vom Chef regelmäßig hört, sollte man schleunigst seine Bewerbung auf Vordermann bringen und sich nach einem neuen Job umschauen.
Sprüche vom Chef – Fazit
Ja, so einige Sprüche vom Chef haben es in sich. Manche Sprüche sind wirklich als Spaß gemeint und gar nicht böse gegen die eigene Person gerichtet. Vor allem dann nicht, wenn man seinen Chef seit vielen Jahren kennt und gegenseitig solche Sprüche austeilt.
Ist die Kommunikation im Unternehmen aber doch förmlicher und das Verhältnis zum Vorgesetzten rein geschäftlich, sollte man bei dieser Art von Äußerungen hellhörig werden und nicht alles akzeptieren. Niemand muss sich vorwerfen lassen, er wäre ein Krankmacher, Nichtsnutz oder Idiot.
Insbesondere muss man es nicht ertragen, regelmäßig vor anderen Kollegen verbal niedergemacht und durch den Kakao gezogen zu werden. Nimmt dies Überhand, könnte es für andere Kollegen als Freifahrtschein für Mobbing interpretiert werden.
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