Die Führerscheinprüfung für die Klasse C hatte ich hinter mir. Auch die ersten zwei Probetage als LKW-Fahrer habe ich erfolgreich gemeistert. Somit hatte ich erste Insights in der Transportbranche und konnte sehr gut einschätzen, was die Arbeit als LKW-Fahrer mit sich brachte. Diese Einschätzung brachte aber gewisse Unsicherheiten mit sich. Ist der Job wirklich der geeignete für mich? War es überhaupt der richtige Schritt, den LKW-Führerschein zu machen?
Das Unternehmen, bei dem ich die Probetage machte, bot mir sofort eine freie Stelle als Fahrer in der Zustellung von Baustoffen an. Da ich mir zu diesem Zeitpunkt absolut unsicher und unentschlossen über meine berufliche Zukunft war, nahm ich das Angebot nicht an.
Vorläufig entschied ich mich dazu, im Sicherheitsdienst zu bleiben.
Die erste Arbeitsstelle als LKW-Fahrer
Ich kehrte in meinen alten Job zurück und unternahm in den nächsten drei Monaten nichts in Sache Jobsuche. Es war das Jahr 2008 und der Arbeitsmarkt war von einer Rezession betroffen, ausgelöst durch die weltweite Finanzkrise.
Meine Befürchtung war, in absehbarer keinen Job zu finden und dadurch die mühevolle erste Fahrpraxis zu verlieren. Später würde es für mich umso schwieriger werden, eine Stelle zu finden. Anfang November begann ich wieder, mich zu bewerben.
Wieder verschickte in einige Online-Bewerbungen. Mein Fokus war aber eindeutig auf die persönliche Vorsprache fixiert. Ich bereitete die Papierbewerbungen vor und gab sie persönlich bei Unternehmen ab.
Schließlich bot mir erneut eine Firma in München Gräfelfing eine Arbeitsstelle als LKW-Fahrer an. Es war ein mittelständisches Getränkelogistikunternehmen. Kurze Zeit später erhielt ich meinen Arbeitsvertrag und kündigte sofort meinen Job im Sicherheitsdienst.
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Knochenjob Getränkeauslieferung
Diesen Tag werde ich nie vergessen. Am 1. Dezember 2008 trat ich meine neue Stelle an.
Neuer Job, neue Kollegen. Ich wurde einem jungen Kollegen zu Einarbeitung zugewiesen. Diese sollte insgesamt vier bis sechs Wochen dauern, je nach meinem Lerntempo.
Neben den Kenntnissen der Getränkesorten und Flaschenarten, waren sehr gute Stadtkenntnisse und Kenntnisse der Besonderheiten bei den Kunden notwendig. Voller Spannung trank ich mit dem Kollegen meinen ersten Kaffee und besprach den Tag.
Pünktlich um sechs Uhr startete der Kollege den voll beladenen LKW MAN TGA und wir fuhren los. Der erste Kunde war ein kleiner Getränkemarkt in Hadern. Dort angekommen, fing die Handarbeit an. Sackkarre aufstellen, sechs Getränkekisten draufstapeln und in den Markt befördern.
Im Markt wurden die Getränkekisten abgestellt und einsortiert. Im Grunde eine schlichte manuelle Arbeit. Es war wenig Denken, dafür umso mehr Muskelkraft und Schweiß erforderlich. Nach langer Zeit, wurden meine Muskeln durch diese Arbeit richtig beansprucht.
Am Ende des ersten Tages kam ich zuhause todmüde an. Nach der Dusche schlief ich wie ein Baby ein. Am nächsten Tag ging das Procedere von vorne los. Eine halbe Stunde Fahrt mit dem LKW, anschließend drei Stunden Getränkekisten entladen und einsortieren.
Die Arbeit erwies sich als Knochenjob. Dazu kamen die extrem langen Arbeitszeiten. Der Arbeitstag fing um sechs Uhr morgens an und endete frühestens um 19 Uhr abends. Dazwischen war nur eine kurze Pause von maximal einer halben Stunde.
Sehr oft passierte es, dass ich um 20 Uhr zurück in der Firma war. Nach der letzten Tour musste der LKW für den nächsten Tag beladen werden. Da aber aufgrund der Auftragslage die Logistik mit dem Beladen nicht hinterherkam, musste man bis zu 45 Minuten warten.
Oft hatte ich erst um 21 Uhr und später Feierabend. Am Ende der zweiten Woche wusste ich genau, dass ich in dieser Arbeit nicht lange bleiben werde.
Es gibt auch schöne LKW-Jobs
Nach vier Wochen kündigte ich den unbeliebten Job in der Getränkeauslieferung. Über die Silvesterfeiertage blieb ich zuhause und bewarb mich ab Mitte Januar wieder. Es dauerte nicht lange und ich hatte Anfang Februar 2009 einen neuen Job.
Diesmal heuerte ich als Fahrer eines Müllfahrzeuges an. Statt bei der städtischen Müllabfuhr, wurde ich von einem Privatunternehmen eingestellt. Ich bekam einen grünen Overall und eine reflektierende Jacke.
Jetzt war ich ein Müllfahrer. Mein erster Arbeitstag blieb mir bis heute in Erinnerung. Meine Vorstellung war wieder eine harte Arbeit wie zuvor in der Getränkeauslieferung. Es war aber nicht so.
Mein Kollege und ich, wir hatten Papiercontainer entsorgt. Diese waren nicht besonders schwer. Es waren auch keine Metallcontainer, sondern aus Kunststoff. Relativ leicht ließen sie sich zum LKW schieben.
Der Container wurde dabei von einer Gabel erfasst und auf Knopfdruck von der Gabel im LKW entleert. Ein weitestgehend automatisierter Vorgang mit relativ wenig Muskeleinsatz. Diese Arbeit war das absolute Gegenteil von der Getränkeauslieferung.
Es war für mich der erste Job als LKW-Fahrer, der mir so richtig Spaß machte. Ich hatte normale Arbeitszeiten, von sechs Uhr morgens bis 16:30 Uhr nachmittags. Wieder hatte ich Lust am Leben, da ich nach der Arbeit nicht so fertig und ausgelaugt war.
Bei vielen Kunden bekamen wir Trinkgeld und kleine Zuwendungen. Mal waren es fünf Euro, mal kostenlose Getränke und gratis Kaffee. Die Arbeit in der Entsorgung machte mir großen Spaß und mein Bestreben war es, diese Arbeit länger zu verrichten.
Doch bald änderten sich meine privaten Pläne und eine Auswanderung nach Norwegen stand bevor.
Nach drei Monaten kündigte ich unfreiwillig die Arbeit in der Entsorgung.
Fazit
LKW-Fahren ist nicht LKW-Fahren. Für einen Laien sieht jede Tätigkeit als LKW-Fahrer gleich aus. Doch es macht einen wesentlichen Unterschied aus, ob man Getränke oder Textilien transportiert.
Ob man im Lokal- oder Fernverkehr fährt. Die Ladung bestimmt den Schwierigkeitsgrad der Arbeit. Auch ich habe am Anfang idealisierte Ansichten über diese Arbeit gehabt. Nach meinem ersten Probetag haben sich diese sehr schnell relativiert.
LKW-Fahren kann Spaß machen. Es kann aber auch ein zermürbender Knochenjob sein.
In dieser dreiteiligen Artikelserie habe ich meine persönliche Erfahrung als LKW-Fahrer niedergeschrieben. Mein Erfahrungsbericht kann jedoch nur einen sehr engen Winkel dieser Branche wiedergeben.
Es gibt viel zu viele Tätigkeiten und Untertätigkeiten, so dass hier keineswegs ein Gesamtbild über die Arbeit eines LKW-Fahrers wiedergegeben werden kann.
Ich hoffe dennoch, mit meinem Erfahrungsbericht dem interessierten Leser geholfen zu haben.
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